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INTERNATIONALE MIGRATIONEN UND DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

 

Probleme der Theorie (und Praxis) der Migrationen

Internationale wirtschaftliche Migrationen sind größtenteils durch Einwirkung historischer Faktoren unter dem Einfluß der Entwicklungsstruktur des Landes und der dazugehörigen Systeme zustande gekommen. Auch die Migration der Kosovaren hatte, den Tendenzen und der Teilnahmestruktur nach, große Ähnlichkeit mit internationalen Migrationen verschiedener Regionen in einer ähnlichen Stufe der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, obwohl der Vorgang unter spezifischen Umständen verläuft. Davon ausgehend werden wir hier kurz die allgemeine theoretische Analyse anwenden, um die wichtigsten bestimmenden Faktoren unserer Auswanderung zu erläutern und einen bescheidenen Beitrag zur Integration der Theorie in die Politik der wirtschaftlichen Entwicklung der Migrationsregionen im allgemeinen und Kosovas im einzelnen zu leisten.

Unter zeitgenössischer wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung verstehen wir den Produktionszuwachs und die Veränderung der Produktions- und Sozialstrukturen, die nach größeren technologischen Wenden (sogenannter Industrialisierung) folgen.1 Die Industrialisierung ist der Vorgang der laufenden Bildung neuer Investitionskombinationen und Produktionseffekte, neuer Produkte sowie neuer Formen der sozialen Organisation.2 Es ist bekannt, daß verschiede Staaten dieses Stadium der wirtschaftlichen Entwicklung in unterschiedlichen Zeitspannen erreicht haben.3 Der Industrialisierungsprozeß verzeichnete später eine globale Entwicklung und wirkte sich in verschiedenen Zeitspannen in der Entwicklung verschiedener Staaten aus.4 Die neue industrielle Technologie forderte bis dahin im konstanten Kapital unerreichbare Investitionen und die Konzentration der Produktion und der Bevölkerung in der Nähe der Energiequellen, Rohstoffe, Märkte und Infrastruktur und schaffte so neue Momente und eine neue Basis in der internationalen Arbeitsteilung.5 Dies wirkte sich auch auf die Verbesserung der Qualität und Mobilität der Arbeitskraft aus.6 Die Industrialisierung wird radikale Veränderungen in der Bevölkerungsverteilung bewirken und völlig neue Umstände auf dem Wohnungsmarkt schaffen. Dieser Prozeß wird unterdessen einer der Hauptagenten und mächtiger unmittelbarer Faktor für internationale Migrationen sein.7

Der Wirtschaftsaufschwung und die internationalen Migrationen waren teilweise auch in vorindustriellen Gesellschaften bekannt.

Aus vielen Analysen und Abhandlungen aus der Wirtschaftsgeschichte ist ersichtlich, daß der Industrialisierung eine lange Zeitspanne der Wirtschaftsentwicklung hauptsächlich im Agrarbereich vorangegangen ist. Damals waren die Migrationen hauptsächlich dadurch motiviert, die unbenutzten Flächen zu bevölkern. Der Bevölkerungszuwachs bei einer langsamen Agrarentwicklung bewirkte, daß Bevölkerungsteile sich nach neuen unbenutzten Flächen umsahen oder fremde Ländereien eroberten. Dies wird eine lange Welle von Kolonisationszügen verursachen und lange historische Zeitspannen bestimmen.8 Mit der Besiedlung des nord- und südamerikanischen Kontinents, Australiens und Teilen Afrikas am Ende des 19. Jahrhunderts kommt es zu einer Verminderung und zum Stillstand dieses Prozesses.9 Schon zu der Zeit tauchen Vorgängertypen der Migrationen auf der Basis der Industrialisierung auf.10 Kenner der Migrationsproblematik unterstreichen die Neigung einer sehr armen und rückständigen Bevölkerung zu einer eher begrenzten Migration.11 Im Gegensatz zu der Tatsache, daß einzelne nur in der Hoffnung, einen besseren Lebensstandard zu finden, auswandern und daß aus dieser Auswanderung die ärmsten Schichten am meisten gewinnen, ist für das Erscheinen einer realen Migration notwendig, daß Menschen bewußt nach einem sozialen Aufstieg streben, daß die Bedingungen dazu gegeben sind und daß sie über die hierfür notwendigen Mitteln verfügen. Aber die Experten auf dem Gebiet meinen, daß diese Bedingungen in sozial rückständigen Regionen nur selten erfüllt sind.12 Es wird ebenfalls erachtet, daß ein bestimmtes Niveau der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung zu den Bedingungen einer freien und freiwilligen Migration zählt.13 Die wirtschaftliche Entwicklung ist im Grunde genommen Auslöser aber auch Folge der Migration, denn sie schafft günstige Bedingungen für die bessere Verwertung des Entwicklungspotentials.14 Zur besseren Einsicht in dieses Phänomen ist der Hauptunterschied zwischen internationalen Migrationen, die durch die Industrialisierung verursacht und jenen, die unter agraren Gegebenheiten abgewickelt werden, zu bedenken. In einer rückständigen, traditionellen agraren Wirtschaft steht das Wachstum der Arbeit im Verhältnis zum Produktionswachstum, und das rasche Wachstum der Produktion verringert normalerweise den Auswanderungsdruck.15 Eine umgekehrte Situation tritt in den Anfangsstadien der Industrialisierung ein.16 Das beschleunigte Wirtschaftswachstum auf hoher Industrialisierungsbasis ist mit der Entstehung eines Überschusses an Arbeitskräften verknüpft, was die Auswanderung kräftig fördert.

Massive Migrationen der Arbeitskräfte aus Ländern, die sich im Prozeß der Industrialisierung befinden, korrespondieren mit der beschleunigten wirtschaftlichen Entwicklung bzw. sind sie dann lebhafter, dynamischer und massiver. So geschah es mit Großbritannien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit Deutschland in der Mitte des 19. Jh., Schweden gegen Ende des 19. Jh., mit Italien, Spanien, Griechenland und einige andere Länder Anfang der 60er Jahre sowie mit den Wellen der Wirtschaftsmigrationen in Regionen des ehemaligen Jugoslawien. Die Praxis dieser Länder läßt ein Paradox in Erscheinung treten: Während des Industrialisierungsprozesses waren die industrialisierten Länder trotz des beeindruckenden Wachstums des Arbeitskraftpotentials nicht in der Lage, die verfügbare Arbeitskraft zu absorbieren. Aber das ist anscheinend ein Charakteristikum der Industrialisierung. Die Industrialisierung ist nicht nur eine einfache wirtschaftliche und technologische Veränderung, sondern ein permanenter Prozeß der Innovation, die alle sozialen und Produktionsstrukturen umgestaltet und sich selbst regeneriert und erhaltet.17 Wichtige Charakteristik für diesen Prozeß ist die breite Verwertung des konstanten Kapitals.18 Andererseits ist es klar ersichtlich, daß eine radikale technologische Veränderung einen bedeutenden Zuwachs der Kapitalansammlung voraussetzt, der seinerseits voraussetzt, daß eine bestimmte Stufe der wirtschaftlichen Entwicklung erreicht wurde.

Kapitalansammlung ist jedoch immer noch beschränkt, und große Investitionen des konstanten Kapitals bestimmen die Beschäftigungsmöglichkeiten. Nach Z. Baleti?19 ersetzt das konstante Kapital die Arbeitskraft und schafft somit eine Reservearmee von Arbeitslosen. Andererseits betont P. Janji?20 bei der Schilderung der Lage der Bevölkerung und der Wirtschaftsmigration in Mexiko, daß das von Karl Marx in der vormonopolistischen Phase der Entwicklung des Kapitalismus beobachtete Problem (der "industriellen Reservearmee") im Rahmen zeitgenössischer Trends der Marktentwicklung immer radikaler wird. Darüber hinaus scheint dieses Phänomen "globalisiert" worden zu sein und eine globale Teilung im Arbeits- und Kapitalmarkt gebracht zu haben.21 Die Industrialisierung ist im Grunde genommen ein hohes Produktionswachstum, ein großer Mehrwert und eine große Ansammlung.22 Mit anderen Worten wächst im Laufe der Industrialisierung die organische Struktur des Kapitals. Die Folgen im klassischen Modell sind offenbar: Die Teilnahme des veränderlichen Kapitals (Arbeitskraft) sinkt, wogegen die Teilnahme des konstanten Kapitals wächst – und da der Mehrwert bzw. der Gewinn nur aus der Arbeitskraft "gezogen" werden kann, sinkt auch der Gewinn.23 Der große Zuwachs der Kapitalansammlung im Laufe der Industrialisierung kann aber jahrzehntelang keinen ausreichenden Bedarf an neuen Arbeitskräften aufweisen. Dies würde verhältnismäßig schnell vorkommen, wenn die Kapitalstruktur nach dem ersten Durchlauf konstant bliebe. Wenn sich aber die Wechselbeziehung zwischen dem konstanten und veränderlichen Kapital laufend zugunsten des konstanten Kapitals verändert, ist nicht unbedingt notwendig, daß auch die Arbeitsnachfrage mit dem Zuwachs des Gesamtkapitals gleichmäßig wächst, sondern langsamer wächst und sogar fallen kann. Mit dem Ersetzen der Arbeit und Hinlenkung der verfügbaren Ansammlung zum konstanten Kapital zeitgenössischer Industriebereiche kann die Industrialisierung die Arbeitsnachfrage nicht nur in den Industriebereichen, sondern auch in den restlichen Wirtschaftsbereichen verlangsamen.24 Die Ersetzung der Arbeit durch das konstante Kapital war aber nicht der einzige Grund, weshalb es so lange Zeit vonnöten war, das Gleichgewicht zwischen dem Produktivitätszuwachs und der Arbeitsnachfrage wiederherzustellen. Die Entwicklung der Industriebereiche mit hoher Produktivität bewirkte die wirtschaftliche und soziale Auflösung nicht nur jener traditionellen Bereichen, die sich unmittelbar in Konkurrenz zur Industrieproduktion standen, sondern auch jener Bereiche, die außerhalb des Industrialisierungsprozesses geblieben waren (z.B. die Landwirtschaft).25 So stürzen sich die verarmten Bauern und ein Teil der Arbeiterschaft aus den traditionellen Bereichen auf den Arbeitsmarkt und vergrößern somit das Arbeitsangebot in Industriebereichen. Auf diese Weise verursacht die Industrialisierung indirekt Arbeitskraftüberschuß. Die internationale Migration tritt unter solchen Umständen als Lösung für diesen Überschuß auf. Es gibt außerdem auch weitere Faktoren, die die Lage am Arbeitsmarkt in der Anfangsphase der Industrialisierung verschlimmern, wie die Vergrößerung der Ungleichheit der Einkommen zwischen verschiedenen Bevölkerungsschichten und -gruppen sowie zwischen geographischen Regionen.26 Eine wichtige Rolle spielte dabei auch das Bevölkerungswachstum. Es ist eine historische Tatsache, daß die Anfänge der Industrialisierung eng mit der Erhöhung von Bevölkerungswachstumsraten verknüpft waren. Man kann darüber diskutieren, ob die erste Phase des demographischen Übergangs durch die Industrialisierung hervorgerufen wurde oder ob es sich um eine zufällige Koinzidenz handelt, aber die Bedeutung der Tatsache selbst darf nicht verkannt werden. Das Bevölkerungswachstum erhöhte die Arbeitsnachfrage und erzeugte unter den gegebenen Umständen des geringen Angebots einen Arbeitslosenüberschuß.27 All diese Faktoren erklären hinreichend die reichliche Arbeitskraft in der Anfangsphase des Industrialisierungsprozesses und die Einfrierung der reellen Lohnsätze, zu der es aus diesem Grunde kam. Das schnelle Produktivitätswachstum stand in krassem Widerspruch zur erbärmlichen Lage der Arbeiterklasse. Und wenn es die Migration Richtung Übersee nicht gegeben hätte, wäre die Sozialgeschichte Europas noch finsterer geworden.28 Erst als die Industrialisierung in ihre reifste Phase trat und die industrielle Technologie die Basis aller Bereiche der Wirtschaftsproduktion wurde, nahmen die Überschußquellen der Arbeitskraft ab. Das Gleichgewicht zwischen Arbeitsangebot und –nachfrage wurde allmählich wiederhergestellt, obwohl sporadische Wirtschaftskrisen es ab und zu wieder ins Schwanken brachten. Der Übergang der Arbeitskraft aus den traditionellen Bereichen wurde unbedeutend und, was noch wichtiger ist, die demographische Transition (Reife) geriet in die Phase einer abrupten Abwärtsbewegung – mit der Senkung der Geburtenrate verringerte sich das Bevölkerungswachstum. Die Strukturveränderungen wurden noch bedeutender mit der Vergrößerung des Dienstleistungsbereiches, der in Hinsicht auf die Arbeit intensiver als der Industriebereich war. Dies führte zu einem schnelleren Wachstum der Arbeitsnachfrage und gleichzeitig zu einem relativen Rückgang des Angebots.

Daher bestand in einer langen Zeitspanne des Industrialisierungsprozesses eine Asymmetrie zwischen Arbeitsnachfrage und -angebot, die durch die demographische Transition noch verschlimmert wurde. Diese Asymmetrie verschwindet erst in einer späteren Phase der Industrialisierung, womit die Bedingungen geschaffen wurden, daß auch jene Arbeiter am allgemeinen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt teilnehmen konnten. Die tatsächliche Erhöhung des Lohnsatzes wurde in den europäischen Industrieländern erst nach einem Jahrhundert seit dem Beginn der Industrialisierung möglich. Während dieser Zeit wurde die prekäre Lage der Arbeiterklasse teilweise durch die Auswanderung nach Übersee gelindert.

Die internationale Arbeitskraftmigration spielte damals durch die Verringerung der wirtschaftlichen und sozialen Diskrepanzen (verursacht durch die Industrialisierung) eine wichtige positive Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung der europäischen Industrieländer und lieferte den Überseeländern die für ihr industrielles Potential notwendigen Arbeitskräfte. Es ist ein glücklicher Umstand, daß die Population der dünn besiedelten Gebiete in Nordamerika und Australien parallel zur Industrialisierung Europas verlief.

Der Erste Weltkrieg verzeichnete das Ende internationaler Migrationen dieses Typs, für die die Auswanderung aus den entwickeltsten Ländern Europas die Hauptkomponente darstellt.29 Die Intensität der internationalen Migrationen ließ deutlich nach. Die Ursachen waren unter anderem der Rückgang der Geburtenrate in Westeuropa, die restriktive Einwanderungspolitik der Aufnahmeländer, der Abbruch der Auswanderung aus der UdSSR, die Erhöhung der tatsächlichen Lohnsätze usw.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es zu einer neuen Welle der internationalen Migration, die mit dem neuen Schwung der globalen Industrialisierung zusammentrifft. Sie findet nun hauptsächlich in Ländern Ost- und Südeuropas statt. Amerika und Australien verlieren ihren Reiz zwar nicht, aber hinzu kommen nun auch die entwickelten westeuropäischen Industrieländer und werden zu den wichtigsten Einwanderungsländern.30

Die südeuropäischen Länder, die Türkei inbegriffen, wurden die Hauptquelle der Auswanderer für Westeuropa. In der Nachkriegszeit durchliefen diese Länder die schnellste Phase der Industrialisierung. Die Schaffung der industriellen Struktur forderte viel konstantes Kapital, was die Akkumulation ins Stocken brachte. Dieser Prozeß löste die Arbeitskräfte auf und schaffte bei der gleichzeitigen Auflösung der traditionellen Bereiche ungünstige Bedingungen am Arbeitsmarkt. Der Arbeitskraftüberschuß und die Stockung der tatsächlichen Lohnsätze waren die größten Probleme in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung dieser Länder nach dem Krieg.31

Dieses Problem wurde teilweise durch den Rückgang des Bevölkerungswachstums gelindert.32 Der Ausweg für den Arbeitskraftüberschuß befand sich in der Auswanderung.

Viele Experten und Politiker werden unterschiedliche Erklärungen für das Phänomen des Arbeitskraftmangels in Westeuropa bringen. Die Mehrheit stimmt darin überein, daß die Länder mit hoher industrieller Wirtschaftsentwicklung wegen der großen Expansion des Dienstleistungsbereiches großen Bedarf an Arbeitskräften haben. Dies verlangsamt deutlich die Ablösung der Arbeitskraft durch technologische Innovationen. Um die hohe und stabile Norm des Produktionswachstums zu sichern, die dem Akkumulationsvermögen entsprechen würde, mußten diese Länder ein Beschäftigungswachstum sichern. Mit dem Ende der demographischen Transition näherte sich das Bevölkerungswachstum dem Nullpunkt, in einigen Ländern ging es sogar unter Null. Inländische Arbeitskraft erfüllte nicht den Bedarf, zumal auch die Arbeitszeit mit der Steigerung der Verhandlungsmacht der Gewerkschaften und Arbeiterparteien verkürzt wurde.33 Da die Arbeitsmarktbedingungen günstig für Arbeiter wurden, stiegen die Lohnsätze und das soziale Netz erweiterte sich rasch.

Eine solche Ausgangslage zog die billige Arbeitskraft aus den weniger entwickelten Ländern Südeuropas. Diese verhinderten die Auswanderung nicht, denn sie linderte das Problem der Arbeitslosigkeit und löste die sozialen Spannungen.

Der Industrialisierungsprozeß und die Auslandsmigrationen in den Regionen des ehemaligen Jugoslawien und in Kosova

Der Industrialisierungsprozeß in den Regionen des ehemaligen Jugoslawien hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angefangen. Er war schwach, langsam und stützte sich hauptsächlich auf die Ausbeutung von Naturressourcen. Der kleinbetriebliche Bereich, der hauptsächlich aus erweiterten handwerklichen Werkstätten bestand, war überwiegend vom Auslandskapital abhängig. In der Zwischenkriegszeit war die Entwicklung ebenfalls langsam und instabil, sie erweiterte sich aber auch auf neue Regionen.34

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Industrialisierung eine Vorrangstellung in den Entwicklungsplänen, aber wegen der bekannten Entwicklungsunterschiede zwischen den Regionen mußte sie sehr unterschiedlich verlaufen. Am Anfang bestimmte der sozialistische Charakter in den Arbeitsverhältnissen den gesellschaftlichen Besitz der Arbeitsmittel, die Abschaffung der Einkommensunterschiede und die Anwendung der Planwirtschaft.

In Sachen Migration wurde zunächst die politische Haltung eingenommen, daß sie ein unannehmbarer Weg für die Lösung der Entwicklungsprobleme sei. Für einige Autoren konnte sie nicht einmal für kurze Zeitspannen effektiv sein.35 Man war damals der Meinung, daß jedem arbeitsfähigen Individuum ein Arbeitsplatz zu beschaffen ist, und ging darüber hinaus so weit, auch die Rückkehr der Ausgewanderten zu fordern.36 Die Bemühungen für die Vergrößerung des wirtschaftlichen Akkumulationsvermögens (mit ausländischen Hilfen und Krediten) zeigten beachtliche Resultate. In sehr kurzer Zeit baute das ehemalige Jugoslawien eine große Industrie mit einer weiten und integrierten Struktur auf.

Aber die Beschäftigung in der Industrie reichte trotz der steigend hohen Raten nicht aus, um die anwachsenden jungen Arbeitskräfte aufzunehmen, und zwar sowohl in Gesamtjugoslawien als auch in Kosova. Das natürliche Bevölkerungswachstum und der Übergang der Arbeitskraft von der Landwirtschaft übertraf die Beschäftigungsmöglichkeiten bei weitem. Die neu entstandenen Beschäftigungsmöglichkeiten in Westeuropa stellten bei dieser Konstellation einen unwiderstehlichen Reiz dar. Der Widerstand gegen die Migration, obgleich stark und lang, wurde sehr bald zu einem ernsten wirtschaftlichen und politischen Problem, das inzwischen nicht mehr zu kontrollieren war, besonders in seiner illegalen Ausführung. Der Wandel der Entwicklungsstrategie in den 60ern verschärfte das Problem der Arbeitslosigkeit weiter und die Frage der Migration rückte immer mehr in die Tagespolitik. Später, als eine höhere Stufe der Gesamtentwicklung erreicht wurde, stellte man fest, daß die entschlossene Abgrenzung der Weiterentwicklung gleichzeitig auch ein chronisch wachsendes Defizit der Lohnbilanz war.37 Man versuchte dieses Problem durch Modernisierung und Umgestaltung des neuen Industriesektors auf der Basis eines noch intensiveren Kapitals und einer noch intensiveren Technologie38 zu bewältigen, was sich auf dem Arbeitsmarkt noch verheerender auswirkte. Unter solchen Umständen war der Druck der Arbeitslosen und der Bauern, die die Landwirtschaft verlassen hatten (unzufrieden mit ihrem Status, der das Ergebnis einer fehlgeschlagenen Entwicklungspolitik war), und jener jungen Leute, die zum ersten Mal eine Beschäftigung in Westeuropa suchten, besonders stark. Gleichzeitig waren die westeuropäischen Länder sehr attraktiv und hatten großen Bedarf an neuer Arbeitskraft. Schließlich legalisierte man nach der Wirtschaftsreform von 1965 die Beschäftigung im Ausland. Aber inzwischen verließen das Land auf der Suche nach einer Beschäftigung nicht nur die Arbeitslosen, sondern auch die Beschäftigten. Analysen zeigen, daß die Arbeitskräfte nicht nur die Verluste schreibenden Wirtschaftssektoren verließen, sondern auch die weit entwickelten Sektoren und Regionen.39

Arbeitskraftmigrationen betrachtete man in Jugoslawien grundsätzlich als vorübergehend40, obwohl im Laufe der Zeit der Aufenthalt und die Beschäftigung im Ausland jahrzehntelang dauerten und eine beachtliche Anzahl der Migranten zu regelrechten Auswanderern wurden. Eingangs sah man in der Migration die Chance zur Lösung und Linderung der Probleme der Zeit: eine vorübergehende Beschäftigung im Ausland, bis eine Arbeit im Lande zu finden war, der Erwerb einer Wohnung, eines Autos, verschiedener Haushalts- und Wirtschaftsgeräte usw. Trotz des langen Aufenthaltes sahen die Gastarbeiter keine dauernde Trennung von der Heimat, weswegen sie in der Regel ihre Familien nicht mitnahmen.

Später zeigte sich aber, daß sich eine große Diskrepanz zwischen ihren ursprünglichen Absichten und den Resultaten des langen Migrationsweges ergab. Die neuen Erfahrungen und Kenntnisse wandelten ihren ursprünglichen Sinn. Der lange Aufenthalt schaffte neue Bindungen, Gewohnheiten und neue Einstellungen bezüglich ihrer Rückkehr. Und so ergab sich die Einstellung der Migranten bezüglich ihrer Rückkehr sehr bunt: Einige kehrten zurück wie sie es geplant hatten, andere schoben die Rückkehr hinaus, andere wiederum beschlossen für immer, in der neuen Heimat zu bleiben.41 Aber dieser Prozeß ist nicht nur für die erwähnten Migranten charakteristisch, sondern auch für Teilnehmer aus anderen Ländern am internationalen Migrationsprozeß. Eine solche Entwicklung könnte auch das Beispiel der jugoslawischen Migration der 70er Jahre schildern. Trotz der restriktiven Migrationspolitik der westeuropäischen Länder und der hohen Beschäftigungsraten in diesen Jahren, war die Zahl der Migranten sehr groß. Inzwischen verändert sich auch ihre Struktur mit der steigenden Vergrößerung der Zahl nicht aktiver Familienmitglieder, was auf die Tendenz eines längeren oder dauernde Aufenthaltes hinweist. Förderlich für den vorübergehenden Charakter der Migration unserer Arbeiter ist die Tatsache, daß auch die Arbeitgeberländer größtenteils eine Politik der vorübergehenden Migration verfolgen. Erst in den 90ern verwerfen einige Staaten diese Einstellung und betreiben besonders für die zweite Generation eine Politik der Assimilation und Integration mit dem Ziel, die demographische Situation des Landes zu verbessern. Ihre Einstellung ist von einer größeren wirtschaftlichen Flexibilität und der Kontrolle des Arbeitsmarktes bestimmt. Hierfür werden sie verschiedene selektive Kriterien zur Aufnahme der Ausländer anwenden mit dem Ziel, ihren Gewinn durch den Aufenthalt und die Arbeit der Ausländer zu maximieren.42 Aber es ist die Meinung vieler Forscher, daß der vorübergehende Aufenthalt, obwohl er den Migrationsländern als nützliches Mittel zur Lösung der zyklisch schwankenden Arbeitskraftnachfrage dient, die moderne Industrie mit einem schwankenden und unsicheren Arbeitskraftangebot eher nicht befriedigen kann.43

Für eine zuverlässige Industrieentwicklung ist eine permanente Arbeitskraft mit entsprechenden Erfahrungen und avancierten Fachkenntnissen erforderlich, so daß die ununterbrochene Rotation der Arbeitskräfte nicht unbedingt den Bedürfnissen der Einwanderungsländer entspricht. Das ist auch der Grund, weshalb diese Länder ihre Migrationspolitik ändern, den Gegebenheiten anpassen und daran interessiert sind, stabile Bedingungen für ihre Gastarbeiter zu schaffen. In der Tat können die ausländischen Arbeiter dort bleiben, auch wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren.44 Man nimmt an, daß strenge Zuzugskontrollen für neue Arbeiter und subtile Diskriminierung in Zeiten ungünstiger Arbeitsmarktentwicklungen ausreichen, um die Zahl ausländischer Arbeiter zu regeln.45 Andererseits zeigen die dramatisch fallenden Geburtenraten der letzten Jahrzehnte (in den westeuropäischen Ländern), daß sie auf die ausländischen Arbeitskräfte angewiesen sind.

Aus vielen Dokumenten dieser Länder auf dem Gebiet der Migration ist ersichtlich, daß die Assimilation, obzwar nicht verkündet, dennoch angewandt wird. So bietet in vielen Ländern die Politik des unbefristeten Aufenthaltes ausreichende Bedingungen für eine selektive Einbürgerung und für die teilweise Assimilation.46

Um den vorübergehenden Charakter der Auslandsbeschäftigung zu bewahren, reicht für viele Migranten die bloße Möglichkeit, daß sie, wann immer sie wollen, zurückkehren können, nicht aus. Es müssen tatsächliche Bedingungen für ihre Rückkehr herrschen. Die Praxis zeigt, daß diese Bedingungen sehr schwierig zu erfüllen sind, schon gar nicht kurzfristig. Die Tatsache ist, daß die Auslandsarbeiter während ihrer Beschäftigung im Ausland sparen und es für ihre Rückkehr nicht reicht – es ist notwendig, daß diese Ersparnisse adäquat verwendet werden und eine permanente Verbesserung der Lebensqualität in der Heimat garantieren. Eine permanente Beschäftigungsmöglichkeit im gesellschaftlichen [=verstaatlichten, Anm.d.Übers.] oder privaten Bereich wäre logischerweise die Mindestbedingung für ihre definitive Rückkehr. Zur Erreichung dieses Zieles sollte jedes Land eine wohlüberlegte und koordinierte Rückkehr- und Wiedereinbürgerungspolitik entwickeln. Eine solche Politik wurde explizit auch im ehemaligen Jugoslawien verkündet.47 Ihre Aufgabe war, die kollektiven Interessen der Arbeiter zu schützen, um in Zusammenarbeit mit dem betreffenden Ausland bessere Arbeits- und Lebensbedingungen sowie die Organisation des kulturellen Lebens und der Bindungen mit der Heimat für die Gastarbeiter zu erreichen.48 Damit eine solche Politik auch Früchte trägt, ist es notwendig, in der allgemeinen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungspolitik die Rückkehr und die Wiedereinbürgerung fest einzubinden.49 Trotz einer solchen offiziellen Einstellung zeigt die Praxis offensichtlich mehr Probleme als Resultate. Das gilt in erster Linie für Kosova als der rückständigsten Region im ehemaligen Jugoslawien, nunmehr eine vom Belgrader Regime wiederkolonisierte Region.

Bis vor seiner blutigen und unehrenhaften Auflösung hatte Jugoslawien, um die wirtschaftliche und soziale Lage seiner Auslandsarbeiter und Bürger zu schützen, eine Reihe von Abkommen mit den Staaten, wo sich seine Bürger befanden, unterschrieben.

Das ehemalige Jugoslawien hatte schon vor 20 Jahren die Richtlinien seiner Migrationspolitik durch rechtliche Regelung des Migrationskreislaufs in drei Stufen definiert. Diese Richtlinien waren in etwa:

• Auslandsbeschäftigung als vorübergehender Aufenthalt und Beschäftigung im Ausland,
• Geregelte Beschäftigung im Ausland;
• Effektiver Schutz der Lage, der Rechte und Interessen des jugoslawischen Bürgers,
• Aufhebung der Ursachen, die zur Auslandsbeschäftigung führen und Schaffung der Bedingungen zur sukzessiven Rückkehr und Wiedereinbürgerung in der Heimat.

Für die Lage der jugoslawischen Migrationsarbeiter war der nordische gemeinsame Markt (Dänemark, Finnland, Schweden und Island) von besonderer Bedeutung, der gemeinsame Markt der Beneluxstaaten (Belgien, Niederlande und Luxemburg) und die Regelung der freien Bewegung der Arbeitskräfte im Rahmen des EWR (der Zehnergemeinschaft). Laut rechtlichen Bestimmungen dieser Länder wird die Beschäftigung und der Status der jugoslawischen Bürger als Bürger eines Drittlandes exklusiv durch einzelne Abkommen jedes dieser Länder mit dem ehemaligen Jugoslawien geregelt.50 Hier wäre das Abkommen der SFRJ mit dem EWG aus dem Jahre 1983 zu erwähnen, das bessere Bedingungen für jugoslawische Arbeiter während ihres Aufenthaltes in diesen Ländern sicherstellte.51
Ex-Jugoslawien unterschrieb bilaterale Beschäftigungsabkommen und Sozialversicherungskonventionen mit fast allen Ländern, in denen seine Bürger arbeiten: das Beschäftigungsabkommen mit Frankreich (1965), Österreich und Schweden (1966), BR Deutschland (1969), Belgien, mit den Niederlande, Luxemburg und Australien (1970), Libyen (1981) und mit der Schweiz Teilabkommen auch für Saisonarbeit.

Ex-Jugoslawien unterschrieb in der Zeitspanne zwischen 1950 und 1988 auch Sozialversicherungskonventionen mit über 20 Staaten, darunter auch mit europäischen Ländern, in denen jugoslawische Arbeiter beschäftigt sind: mit Frankreich (1950 geändert 1966, 1973 und 1984), Belgien (1954, geändert 1968), mit den Niederlanden (1956, ergänzt 1977), Großbritannien (1958), der Schweiz (1962 ergänzt 1982), Schweden (1968 ergänzt 1970), der BRD (1968), Österreich (1971, ergänzt in bezug auf Kinderbeihilfen 1979), Norwegen (1974, ergänzt 1983), Luxemburg (1954) usf.52

Im Juli 1987 wird noch einmal der rechtliche, soziale und der Beschäftigungstatus der jugoslawischen Bürger in Deutschland erörtert. Mit dem unterschriebenen Abkommen versprach Deutschland 2,5 Mio. DEM als Hilfe für die Rückkehr der Arbeiter und ihre Beschäftigung in der SFRJ.

Ex-Jugoslawien war das erste Mitglied des Reintegrationsfonds des Europarates (Straßburg) und bekam 35 Mio. Dollar Darlehen für die Schaffung neuer Arbeitsplätze (in schwach entwickelten Bezirken, aus denen sich über 5 % der arbeitsfähigen Bevölkerung im Ausland befand). 181 Bezirke im ehemaligen Jugoslawien besaßen den Status der schwachen Entwicklung und von 284 Bezirken waren über 5 % der arbeitsfähigen Bevölkerung im Ausland. Diese Mittel wurden in 50 Projekten eingesetzt, aus denen 1988 10.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden; 3.000 wurden von zurückgekehrten Auslandsarbeitern in Anspruch genommen. Es ist zu betonen, daß unter diesen Projekten, die mit dem Geld der EG liefen, auch der Gerätebetrieb FPA "Ramiz Sadiku" in Pejë war.

Um das "gesellschaftliche Wesen" und die nationale Identität zu bewahren und der Assimilation zu trotzen, funktionierten damals in Westeuropa ca. 1.000 Vereine, aus denen 29 aus Kosova waren.53

Es ist an dieser Stelle zu betonen, daß trotz der vielen Probleme, die während der Arbeit und des Aufenthaltes auftauchten, die Migration eine Linderung der Arbeitslosigkeit herbeigeführt und die Modernisierung der Wirtschaft erleichtert hatte, insbesondere der Industrie. Die Einkünfte aus dem Ausland waren eine zusätzliche Quelle der Akkumulation für die innere Entwicklung, und da es sich um Valuten handelte, erweiterten sie die Grundlage für den Außenhandel.

Aus dem Obenerwähnten läßt sich feststellen, daß die jugoslawische Erfahrung mit der Migration beweist, daß die Migrationspolitik die wirtschaftliche Entwicklung unter bestimmten Voraussetzungen anregen kann.54 Ein definitiver Erfolg auf diesem Gebiet hängt von der Fähigkeit des Trägers ab, eine adäquate umfassende Migrationspolitik zu konzipieren und durchzuführen. Eine einseitige Migrationspolitik, die die Wiedereinbürgerung nicht einschließt, würde die wichtigste Chance des Gewinnes verabsäumen, die ein Land von der Auswanderung hat.

Naturgemäß läßt sich die erfolgreiche Einbeziehung der Migration in die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung leichter durchführen, wenn sich das Land in einem Entwicklungsaufschwung befindet.

Um einen klareren Überblick über die Wechselbeziehung zwischen der Industrialisierung und der Migration aus Kosova zu gewinnen, wäre eine exakte und wissenschaftliche Studie über die kosovarische Entwicklungspolitik notwendig. Dies würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Es ist aber wichtig zu betonen, daß die wirtschaftlichen Gegebenheiten und die wirtschaftliche Struktur Kosovas die verfolgte Entwicklungspolitik nach dem Krieg deutlich schildert.55 Kosova wurde im allgemeinen vernachlässigt. Es hatte sehr niedrige Entwicklungsnormen, besonders in der Verwaltungsperiode, als das Wachstum seines Gesellschaftsprodukts nur 0,3 % betrug. Eine etwas dynamischere Entwicklung erreicht es in der Zeitspanne der sogenannten Selbstverwaltung (1958-1984), als das Wachstum des Gesellschaftsprodukts auf 5,9 % stieg.56

Während der gesamten bürokratischen Verwaltungsperiode waren die Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung Kosovas äußerst gering, weil die größte Sorge des bürokratisch-etatistischen Konzeptes nicht die Entwicklung Kosovas oder die Lösung der albanischen Frage war, sondern die Vertreibung der Albaner in die Türkei.57

Die große Rückständigkeit Kosovas läßt sich auch aus der Investitionspolitik herauslesen. Bis vor kurzem wurde nicht in die Bereiche investiert, die eine größere Beschäftigung zugelassen hätten (Bearbeitungskapazitäten und Branchen mit intensiver Arbeit), sondern hauptsächlich in die Energiegewinnung und Rohstoffausbeutung. Dies war kein Zufall, denn so konnte Serbien die Naturressourcen Kosovas leichter ausbeuten. In diese Branchen investierte man großes organisches Kapital, während die Beschäftigungsmöglichkeiten äußert gering blieben, was naturgemäß die Migration anregte. Da Kosova als "innere Angelegenheit Serbiens" behandelt wurde, lag es an Serbien, nach seinen Interessen zu planen und zu investieren, während Trepça und andere Bergwerke der Bundeskontrolle oblagen.58 Die Industrieentwicklung Kosovas wurde durch seine einseitige Struktur charakterisiert. "Es wurden überwiegend klassische Bereiche der Industrie (Textil-, Holz-, Schuh-, Lederindustrie etc) und kapitalintensive Bereiche (Energiegewinnung, Metallurgie usw.) errichtet, die durch niedrige Akkumulation, hohe Fachausbildung für einen Arbeitsplatz, niedrige Effektivität der Investition und niedrige Beschäftigungsmöglichkeit gekennzeichnet sind. Mit anderen Worten: Die Industriestruktur Kosovas ist ungünstig und verursacht somit ein niedriges Niveau des Akkumulations- und Reproduktionsvermögens der gesamten Region."59

Es ist allgemein bekannt, daß in Kosova die Landwirtschaft als Bereich des ersten Sektors dominierte. Die verhältnismäßige Teilnahme der Landwirtschaft am Gesellschaftsprodukt betrug 1947 60,6 %, daher kann man getrost behaupten, daß auf dem Lande eine hohe Arbeitslosigkeit versteckt war. Die Migration aus den ländlichen Gegenden wird sich nach den Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur stark dynamisieren, da auch in Kosova sekundäre Tätigkeiten (besonders die Industrie) ins Leben gerufen wurden. Also gibt es auch in Kosova eine Korrelation zwischen der Migration und der Entwicklung der Industrialisierung. Die Industrie in Kosova erhöhte ihre Teilnahme am Gesellschaftsprodukt von 16,1 % (1947) auf 42 % (1984).60 Unabhängig davon, daß sich unsere Analyse nur mit dem Verhältnis zwischen der räumlichen Mobilität der Bevölkerung und der Industrieentwicklung beschäftigt, ist an dieser Stelle die Meinung der Experten kundzutun, daß die Industrieentwicklung in Kosova einseitig war und daß Kosova die ungünstigste Industriestruktur im ehemaligen Jugoslawien hat.61 Diese Tatsache ist in der Praxis von großer Bedeutung, da der Mangel an entsprechenden Industriebranchen die Steigerung der Arbeitslosigkeit und der Migration verursacht hat – sowohl in Richtung andere Regionen des ehemaligen Jugoslawien als auch ins Ausland.

 


1 Majlet D., Ekonomske posledice zapošljavanja stranih radnika u Švicarskoj [Wirtschaftliche Folgen der Beschäftigung von Gastarbeitern in der Schweiz], ROM, 1 (1974) S.52.

2 Petrovi?-Zmijanovi?, N., Neki aspekti zapošljavanja sa posebnim osvrtom na tercijalne delatnosti [Einige Aspekte der Beschäftigung mit besonderer Berücksichtigung der Drittätigkeiten], in Produktivnost, Belgrad 1968, S. 253-256.

3 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije i naša suvremena emigracija [Internationale Migrationen und unsere zeitgenössische Emigration], in Naše teme, 5, Zagreb, 1965, S. 680-700.

4 Bourguignon, F., Emigracija ili strane investicije - Eventualna alternativa za neke zemlje u razvoju [Emigration oder ausländische Investitionen - eine eventuelle Alternative für einige Entwicklungsländer], in ROM, 12, Zagreb, CIM, 1975, S.5-23.

5 ?obanov, J., Me?unarodne migracije radnika iz mediteranskog bazena i ekonomski rast [Internationale Migrationen der Arbeiter aus dem Mittelmeerbasin und der Wirtschaftsaufschwung], BCIM, 12, Zagreb, 1974, S. 79.

6 Böhning, W. R., Me?unarodne migracije i zapadni svijet [Internationale Migrationen und die Westliche Welt], in ROM, 49, Zagreb, 1978, S. 7-31.

7 Baleti?, Z., Nezaposlenost u industrijskom društvu [Arbeitslosigkeit in der industriellen Gesellschaft], in Naše teme, 4, Zagreb, 1967, S. 374-379.

8 Böhning, W. R., Me?unarodne migracije i zapadni svijet [Internationale Migrationen und die Westliche Welt], in ROM, 49, Zagreb, 1978, S. 7-31.

9 Nikolinakos, M., Nacrt op?e teorije migracije u kasnom kapitalizmu [Entwurf einer allgemeinen Migrationstheorie des späten Kapitalismus], in ROM, 49, Zagreb, 1978, S. 63-87.

10 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije u modernom ekonomskom razvoju [Internationale Migrationen in moderner Wirtschaftsentwicklung], in Migracije, Nr 8-9, CIM Zagreb, 1983, S. 260.

11 Toš, N., Neki empirijski vidici situacije migranata prije, u toku i nakon migriranja [Einige empirische Aussichten der Migrantensituation vor, während und nach der Migration], in Migracije - Bulletin, 22, Zagreb, 1978, S. 29.

12 Tapinos, G., Emigration and Economic Development, in Migration News, 4, 1970, S. 9-13.

13 Bau?i?, I., Kriza energije i kriza migracija [Energiekrise und Migrationskrise], in BOM, 12, Zagreb, 1973, S. 1-3.

14 ?obanov, J., Poreme?aji u me?unarodnim ekonomskim odnosima i migracija radne snage [Störungen in internationalen wirtschaftlichen Beziehungen und die Migration der Arbeitskraft], in ROM, 11, Zagreb, 1975, S. 4-7.

15 Bubica, V., Migracije i viškovi poljoprivrednog stanovništva te mogu?nosti njegovog zapošljavanja u privredi [Migrationen und der Überschuß der Agrarbevölkerung – die Möglichkeiten der Beschäftigung in der Wirtschaft], in Ekonomski pregled, 9-10, 1976, S. 670.

16 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije u modernom ekonomskom razvoju [Internationale Migrationen in moderner Wirtschaftsentwicklung], in Migracije, Nr 8-9, CIM Zagreb, 1983, S. 261.

17 Heršak, E., Migracija radne snage, industrijalizacija i profit [Migration der Arbeitskraft, Industrialisierung und Profit], in Migracijske teme, 1, Zagreb, 1985, S. 7.

18 Nikolinakos, Marica, Nacrt op?e teorije migracija u kasnom kapitalizmu [Entwurf einer allgemeinen Theorie der Migrationen im späten Kapitalismus], in ROM, 49, Zagreb, 1978, S. 71.

19 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije u modernom ekonomskom razvoju [Internationale Migrationen in der modernen Wirtschaftsentwicklung], in Migracije, 8-9, Zagreb, 1983, S. 261.

20 Janji?, P., Marksov pojam "Industrijske rezervne armije" i uloga suvremene migracije radne snage [Der Begriff der "industriellen Reservearmee" bei Marx und die Rolle der zeitgenössischen Migration der Arbeitskräfte], in Migracijske teme, 3-4, Zagreb, 1985, S. 23.

21 Janji?, P., Enbenda.

22 ?obanov, J., Poreme?aji u me?unarodnim ekonomskim odnosima i migracija radne snage [Störungen in internationalen wirtschaftlichen Beziehungen und die Migration der Arbeitskraft], in ROM, 11, Zagreb, 1975, S. 6.

23 Heršak, E., Migracija radne snage, industrijalizacija i profit [Migration der Arbeitskräfte, Industrialisierung und Gewinn], in Migracijske teme 1, Zagreb, 1985, S. 8.

24 Morokvaši?, M., Funkcija imigracije radne snage u zapadno-evropskom kapitalizmu [Funktion der Arbeitskrafteinwanderung im westeuropäischen Kapitalismus], in BOM, Nr. 1. Zagreb, 1973, S.10.

25 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije i naša suvremena emigracija [Internationale Migrationen und unsere zeitgenössische Auswanderung], Naše teme, 5, zagreb, 1965, S. 684.

26 Baleti?, Z., Ebenda.

27 Baleti?, Z., Nezaposlenost u industrijskom društvu [Arbeitslosigkeit in Industriegesellschaften], in Naše teme, 4, Zagreb, 1967, S. 378.

28 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije u modernom ekonomskom razvoju [internationale Migrationen in der modernen Wirtschaftsentwicklung], in Migracije, 8-9, Zagreb, 1983, S.262.

29 Heršak, E., Migracija radne snage, industrijalizacija i profit [Migration der Arbeitskraft, Industrialisierung und Profit], in Migracijske teme, 1, Zagreb, 1985, S. 8-9.

30 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije u modernom ekonomskom razvoju [Internationale Migrationen in moderner Wirtschaftsentwicklung], in Migracije, Nr 8-9, CIM Zagreb, 1983, S. 263.

31 Böhning, W. R., Me?unarodne migracije i zapadni svijet [Internationale Migrationen und die Westliche Welt], in ROM, 49, Zagreb, 1978, S. 28.

32 Klemen?i?, V. / Gosar, A., Migracije kao faktor populacionih i prostornih problema [Migrationen als Faktor von Bevölkerungs- und Raumproblemen], MCIM, Nr. 11, Zagreb, 1978, S. 29.

33 Vidgren, J., Migracija u zapadnu Evropu, socijalno stanje radnika migranata i njihovih obitelji [Auswanderung nach Westeuropa, soziale Lage der Gastarbeiter und ihrer Familien], in ROM, Nr. 23, Zagreb, 1976, S. 39.

34 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije i naša suvremena emigracija [Internationale Migrationen und unsere zeitgenössische Emigration], in Naše teme, 5, Zagreb, 1965, S. 689.

35 Bau?i?, I., Osnovni društveno-ekonomski i politi?ki aspekti povratka i reintegracije migranata [Soziale, wirtschaftliche und politische Grundaspekte der Rückkehr und Reintegration von Migranten], in ROM, Nr. 60, Zagreb, 1972, S. 19.

36 Bau?i?, I., Ebenda, S. 24.

37 ?i?in-Šain, A., Neki ekonomsko-demografski i devizno-financijski problemi zapošljavanja u inozemstvu [Einige volkswirtschaftliche und Devisen- und finanzielle Probleme der Beschäftigung im Ausland], in Prilog analizi društveno-ekonomske reforme, Zagreb, 1969, S. 26.

38 Babi?, M., Primorac, E., Analiza koristi i troškova privremenog zapošljavanja u inozemstvu [Analyse der Vorteile und Kosten vorübergehender Beschäftigung im Ausland], in Ekonomski pregled, 11-12, Zagreb, 1975, S. 659.

39 Greši?, V., Jugoslovenska migracija radne snage [Jugoslawische Arbeitskraftmigration], in Gledišta, 2, Belgrad, 1968, S. 316-319.

40 Bau?i?, I., Osnovni društveno-ekonomski i politi?ki aspekti povratka i reintegracije migranata [Soziale, wirtschaftliche und politische Grundaspekte der Rückkehr und Reintegration von Migranten], in ROM, Nr. 60, Zagreb, 1972, S. 18.

41 Katunari?, Vjeran., Teza na oblike integracije stranih radnika [These über Integrationsformen der Gastarbeiter], BCIM, Nr. 2, Zagreb, 1976, S. 10-11.

42 Neubeck, K., Problemi integracije stranih radnika [Probleme der Gastarbeiterintegration], in BCIM 4, Zagreb 1975, S. 1-7.

43 Cianni, P., Migrantska radna snaga – Bogati postaju bogatiji [Migrantenarbeitskraft – Rich get richer], in BOM, 8, Zagreb, 1972, S. 9.

44 Torman, Maria M., Regulisanje radnopravnog polo?aja jugoslovenskih radnika zaposlenih u inostranstvu [Regelung der arbeitsrechtlichen Lage im Ausland beschäftigter jugoslawischer Arbeiter], in Pregled, Sarajewo, 1983, S. 448.

45 Hopfner, Klaus H. / Huber, Marie, Reguliranje me?unarodnih migracija u interesu zemalja u razvoju [Regelung der internationalen Migrationen im Interesse von Entwicklungsländern], in ROM, Nr. 58, Zagreb, 1979, S. 86.

46 Haberl, Othmar / Pu?i?, Petar / Cerovac, Miloš, Proces integracije stranaca u zemljama zapadne Evrope [Der Prozeß der Ausländerintegration in den westeuropäischen Ländern], in ROM, Nr. 67, CIM, Zagreb, 1980, S. 68.

47 Program mera i akcija za postepeno vra?anje jugoslovenskih radnika s rada iz inozemstva i njihovo radno anga?ovanje u zemlji [Programm der Maßnahmen zur sukzessiven Rückkehr jugoslawischer Gastarbeiter und ihrer Beschäftigung in der Heimat], Material von KEF, Belgrad, 1976, S. 18.

48 Ebenda, S. 23.

49 Torman, Maria M., Regulisanje radnopravnog polo?aja jugoslovenskih radnika zaposlenih u inostranstvu [Regelung der arbeitsrechtlichen Lage im Ausland beschäftigter jugoslawischer Arbeiter], in Pregled, Sarajewo, 1983, S. 447.

50 Blaku, Rifat, Disa tregues të efekteve ekonomike të punës në shtetet e jashtme [Einige Zeiger wirtschaftlicher Auswirkungen der Auslandsbeschäftigung], in Përparimi, Nr. 6, Prishtinë, 1988, S. 700.

51 Blaku, R., Ebenda, S. 701.

52 Milovanovi?, Rade, Me?unarodno pravno regulisanje politi?kih prava ?oveka i radnici migranti [Internationale rechtliche Menschenrechtskonventionen und die Gastarbeiter], Magisterarbeit, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Universität Belgrad, Belgrad, 1978, S. 104.

53 Blaku, Rifat, Punëtorët e Jugosllavisë në vendet e Evropës Veriperëndimore [Jugoslawische Arbeiter in den nordwesteuropäischen Ländern], in Përparimi, Nr. 6, Prishtinë, 1988, S. 701.

54 Baleti?, Z., Me?unarodne migracije i naša suvremena emigracija [Internationale Migrationen und unsere zeitgenössische Emigration], in Naše teme, 5, Zagreb, 1965, S. 683.

55 Limani, Musa, Aspekti regjional i zhvillimit ekonomik [Der regionale Aspekt der Wirtschaftsentwicklung], ETMM KSAK, Prishtinë, 1986, S. 463.

56 Ebenda, S. 459.

57 Islami, Hivzi, Kosova dhe shqiptarët [Kosova und die Albaner], Pena, Prishtinë, 1990, S. 142.

58 Bashota, Nuri, Ekonomia e KSA të Kosovës dhe transformimi i saj në shoqërinë socialiste [Die Wirtschaft der SAP Kosova und ihre Transformation in der sozialistischen Gesellschaft], in Përparimi, Nr.6, Prishtinë, 1984, S. 821-822.

59 Limani, Musa, Aspekti regjional i zhvillimit ekonomik [Der regionale Aspekt der Wirtschaftsentwicklung], ETMM KSAK, Prishtinë, 1986, S. 464.

60 Ebenda, S. 464.

61 Ebenda, S. 465.

 

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